Es ist aufregend! Andreas Kühl von energynet.de fragte mich, ob ich einen Podcast zum Thema Heizung mit ihm aufnehmen möchte. Ich sagte natürlich zu! Fragen zur Wärmewende, dem hydraulischen Abgleich, was kann ein Hausbesitzer selbst machen, welche gering investiven Maßnahmen gibt es oder welche Technologien sind vielversprechend für die Zukunft? Diesen Fragen habe ich mich gestellt und das Ergebnis findet ihr hier. Ich wünsche euch viel Spaß damit!
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Andreas Kühl: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe des Energynet.de Podcast. Mein Name ist Andreas Kühl und ich freue mich, dass Sie auch zur Ausgabe 38 wieder mit dabei sind.
Das Thema Heizung ist im Sommer eigentlich unpassend, wenn es draußen ohnehin warm ist. Der nächste Winter kommt bestimmt und ob der wieder so mild und kurz wird wie der letzte Winter, weiß man nicht. Damit wird die Heizung doch wieder zu einem Thema, am besten schon jetzt im Sommer. Hinzu kommen die steigenden Kosten für fossile Energien. Auch diese zwingen uns, über unsere Heizung nachzudenken. Dazu habe ich mir für die heutige Ausgabe den Experten für Heizungstechnik unter den Energiebloggern eingeladen – Martin Schlobach vom Blog Haustechnikverstehen.de. – Hallo Martin.
Martin Schlobach: Moin Andreas.
Andreas Kühl: Du hast einen Blog mit dem Titel „Haustechnik verstehen“. Kannst du den Hörern etwas über dich und deinen Blog erzählen?
Martin Schlobach: Ja, das ist eigentlich relativ einfach. Mein Name ist Martin Schlobach, ich bin Ingenieur für Technisches Gebäudemanagement und auf meinem Blog Haustechnikverstehen.de versuche ich technische Sachverhalte rund um die Gebäudetechnik einfach und verständlich zu erklären.
Andreas Kühl: Ja, das ist einfach. Kurz gesagt, für wen ist der Blog ausgelegt? Etwas ausführlicher für den Handwerker, für den Fachmann oder für den Endanwender?
Martin Schlobach: Das richtet sich eigentlich an alle, die Interesse an dem Thema Haustechnik haben. Es gibt Bereiche, die etwas detaillierter beschrieben sind, und falls Nachfragen bestehen, können jederzeit Kommentare oder auch eine E-Mail an mich geschrieben werden und ich versuche diese dann zu beantworten.
Andreas Kühl: Ok. Steigen wird gleich ins Thema ein. Die Energieeinsparverordnung 2014 (EnEV 2014) ist seit 1. Mail gültig und fordert ab Ende 2015 den Austausch von Heizungen, die älter sind als 30 Jahre. Warum gibt es diese Austauschpflichtpflicht und wie sinnvoll ist sie?
Martin Schlobach: Diese Austauschpflicht für Heizkessel gab es auch schon in der vorangegangenen EnEV. Nur da war es halt so, dass alle Heizkessel, die vor dem 01.10.1978 eingebaut oder aufgestellt wurden, nicht mehr betrieben werden dürfen. Die neue EnEV macht hier eine Anpassung, sodass ab Ende 2015 Heizkessel nach dem Ablauf von 30 Jahren nach dem Einbau oder der Aufstellung nicht mehr betrieben werden dürfen. Hier gibt es natürlich auch noch ein paar kleinere Ausnahmen, aber die sind auch in der EnEV geregelt.
Ist diese Austauschpflicht sinnvoll? Ich denke schon, dass diese Austauschpflicht für alte Heizkessel sinnvoll ist. Das hat zum einen technische Gründe und zum anderen auch umweltschonende Gründe. Wenn wir uns einfach mal die technischen Gründe anschauen, dann ist der Nutzungsgrad wahrscheinlich das ausschlaggebende Argument.
Der Nutzungsgrad alter Heizkessel liegt einfach weit unter dem Nutzungsgrad moderner Heizungsanlagen. Das bedeutet, wenn ich zwei Heizkessel vergleiche – einen alten und einen neuen – und beide Heizkesseln mit der gleichen Masse an Brennstoffenergie versorge, dann kann ich mit einem neuen Heizkesseln bis zu 20 % mehr nutzbare Wärme erhalten. Wenn man die latente Wärme bei Brennwertgeräten mit einbezieht, sind es sogar bis zu 30 %. Neue Heizkessel sind also auf jeden Fall effizienter als alte.
Wenn wir uns jetzt den umwelttechnischen Aspekt anschauen, dann kann man eigentlich ganz klar sagen, dass moderne Heizungssysteme bis zu 55 % weniger CO2 ausstoßen als alte Heizkessel. Und wenn man sich diese beiden Punkte noch einmal anschaut, also Effizienz von modernen Heizungssystemen und der geringe CO2 Ausstoß, dann macht eine Austauschpflicht in meinen Augen schon Sinn. Weiterhin ist es natürlich eine unterstützende Maßnahme auf dem Weg zur Energiewende.
Andreas Kühl: Da ist gerade der nächste Punkt, der mir einfällt, den ich fragen wollte. In Baden-Württemberg gibt es ja das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz, das einen Pflichtanteil von erneuerbaren Energien für die Heizung vorschreibt. Ist ja eigentlich sinnvoll, um die sogenannte Wärmewende, also die Energiewende im Wärmebereich, voranzutreiben. Aber Kritiker sagen, dass damit die Austauschrate sinkt. Stimmt das? Ist da was dran?
Martin Schlobach: Das Gute ist, dass das Land Baden-Württemberg dazu einen Erfahrungsbericht zum Erneuerbaren-Wärme-Gesetzt ins Internet gestellt hat. Diesen kann man auch recht einfach über Google finden. Ich denke hier gibt es zwei entscheidende Punkte, die den Kritikern Recht geben könnten.
Der erste Punkt sind natürlich die höheren Investitionskosten, die durch die Sanierung der Heizungsanlage mit einem höheren regenerativen Anteil entstehen. Gleichzeitig gibt es im Land Baden-Württemberg für Bauherren aber keine höheren Fördermöglichkeiten. Das führt dazu, dass nach Aussage von verschiedenen Verbänden immer häufiger versucht wird das Gesetz zu umgehen.
Der zweite Punkt ist, dass die Akzeptanz bei den Sachkundigen, also Handwerkern, Schornsteinfegern, Architekten und Ingenieuren sehr unterschiedlich ist. Und hier ist es so, dass es teilweise Zustimmung, aber auch Unverständnis und Ablehnung gibt. Das hat zur Folge, dass lediglich Fachbetriebe mit positiver Einstellung zum Gesetz auch beim Kunden für mehr Umsetzungsbereitschaft sorgen. Im Umkehrschluss bedeutet dass, wenn ein Fachbetrieb dem Gesetzt negativ gestimmt ist, kann dies zu weniger Umsetzungsbereitschaft führen.
Andreas Kühl: Das ist Interessant.
Martin Schlobach: Ich denke hier ist weiterhin ein Dialog mit den Bürgern und auch den Sachkundigen wichtig, damit verstanden wird, was das Land Baden-Württemberg mit dieser Verschärfung eigentlich erreichen möchte – nämlich eine Vorreiterrolle im Bereich der Energiewende einnehmen. Und ich denke das muss kommuniziert werden. Weiterhin müssen die Kritiken der Sachkundigen und Bürger ernst genommen werden und auch in das Gesetz einfließen. Ich denke wenn das passiert, dann kann die Angst vor der sinkenden Austauschrate reduziert werden.
Andreas Kühl: Warum gibt es diese Angst eigentlich? Ist das alles neu? Solarthermieanlagen, Pellets usw., sind die zu neu? Unbekannt sind sie ja eigentlich nicht mehr.
Martin Schlobach: Ja, also die Technik gibt es ja eigentlich. Ich denke hier fehlt unter anderem das Fachwissen bei vielen Handwerkern und Ingenieurbüros, weil diese einfach nicht mehr die Zeit haben sich damit auseinander zu setzen. Ich denke hier ist auch etwas Angst im Spiel. Also, das ist nicht so einfach. Die Technik gibt es schon lange und ist auch etabliert.
Andreas Kühl: Ok. Das passt ja gut zur nächsten Frage, weil du in deinem Blog ja unterschiedliche Heizungstypen erklärst. Wie diese funktionieren und was das Prinzip ist. Ist die Vielfalt auf dem Markt, die wir heute haben, und die schwierige Vergleichbarkeit von den einzelnen Heizungstypen auch ein Hindernis für Heizungssanierungen aufgrund fehlender Transparenz?
Martin Schlobach: Also ich persönlich denke, dass die schwierige Vergleichbarkeit oder die fehlende Transparenz auf dem Markt keine Hindernisse sind. Du hast Recht, in den letzten Jahren hat sich wirklich sehr viel in der Heizungstechnik getan und es gibt immer mehr Möglichkeiten konventionelle Heizungstechnik mit regenerativer Heizungstechnik zu kombinieren oder zu modernisieren. Aber um diese technologischen Möglichkeiten auszureizen und zu nutzen, ist es meiner Meinung nach wichtig zu verstehen, wie diese Technologien funktionieren.
Und hier sehe ich das eigentliche Problem. Ingenieurbüros und Handwerker arbeiten heute unter so hohem Leistungs- und Zeitdruck, dass sie sich mit der Technologie und der Thematik gar nicht mehr richtig auseinandersetzen können. Das kann – es gibt natürlich auch Ausnahmen – aber es kann zu Fehlplanung und falscher Ausführung führen und das führt zu nicht funktionierenden oder weit überdimensionierten Anlagen.
Ich glaube die Angst des Bauherrn vor einer nicht funktionierenden Anlage, die viel Geld gekostet hat, ist das größte Hindernis für eine Heizungssanierung.
Andreas Kühl: Das ist interessant. Passt ja auch zur vorherigen Frage mit Baden-Württemberg und den erneuerbaren Energien, die sich ja auch in anderen Bundesländern auf dem Markt schwer tun. Hat das auch damit was zu tun? Ist das einfach zu neu ist für viele Handwerker? Sind da Unsicherheiten?
Martin Schlobach: Ja also wie gesagt, ich denke es liegt daran, dass die Ingenieurbüros und Handwerker aufgrund des hohen Leistungs- und Zeitdrucks nicht mehr die Zeit haben sich ausreichend damit zu beschäftigen.
Es wird dann halt lieber etwas angeboten, wo es einen hohen Erfahrungsschatz gibt und wo die Arbeiten routiniert sind. Und das wird dann halt auch oft damit argumentiert, dass es viel geringere Investitionen sind. Der Bauherr freut sich dann anschließend, dass die Anlage funktioniert und er weniger bezahlt hat.
Um dieser ganzen Problematik den Zahn zu ziehen, sollten Ingenieurbüros und Handwerker wieder mehr Zeit für das Verstehen von neuen Technologien bekommen. Und dieses Bekommen ist ein Punkt, dem sich der Bauherr bewusst sein muss. Denn das Erwerben von Wissen kostet viel Zeit und ist eine Leistung,-die der Bauherr mit bezahlen muss, die er aber nicht direkt sieht. Wie gesagt, meiner Meinung nach sollte es wieder mehr Zeit für Handwerker und Ingenieurbüros geben, damit diese ihre Arbeit in der bestmöglichen Qualität und auf dem aktuellen Stand der Technik ausführen können. Das geht jedoch nur mit Schulungen, mit Fortbildungen und mit aktuellem Wissen.
Andreas Kühl: Ist ja auch ein Grund, wir sehen über Jahre hinweg auf dem Markt für fossile Energieträger wie Öl und Gas steigende Preise, nur dieses Jahr ist es etwas weniger, aber langfristig steigen die Preise enorm an. Dennoch sind Öl- und Gasheizungen auf dem Markt am stärksten vertreten, weil man das einfach kennt.
Martin Schlobach: Genau, die Technik hat sich etabliert, sie funktioniert, man baut sie ein und es läuft alles. Die Angst vor dem Neuen ist da halt wirklich noch sehr präsent.
Andreas Kühl: Also sollten auch die Bauherren wieder qualitätsbewusster werden, um dann entsprechend mehr zu zahlen, damit die Handwerker und Fachingenieure sich weiterbilden können.
Martin Schlobach: Genau.
Andreas Kühl: Billig hilft auf jeden Fall nicht.
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Martin Schlobach: Genau, das denke ich auch.
Andreas Kühl: Und welche von den vielen Technologien, die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind, sind für dich am spannendsten und welche wird am meisten unterschätzt?
Martin Schlobach: Ja, also ich finde eigentlich zwei Technologien recht spannend. Das ist zum einen die Eisspeichertechnologie und zum anderen die Wärmepumpentechnologie. Beide Technologien gibt es erstaunlicherweise schon relativ lange. Die Geschichte der Wärmepumpe reicht sogar bis in 19. Jahrhundert zurück. Und ich denke, dass diese beiden Technologien in Zukunft noch eine große Rolle spielen können. Als ich auf den Berliner Energietagen war, habe ich gehört, dass die ETH Zürich eine neue Wärmepumpe entwickelt hat, die einen COP von 10 haben soll. Hier gibt es anscheinend wirklich noch Spielraum nach oben und was da auf uns zukommt, kann man noch gar nicht richtig abschätzen. Das finde ich wirklich sehr, sehr spannend.
Andreas Kühl: Die Wärmepumpe hat ja ihren großen Vorteil darin, dass sie regenerativen Strom nutzen kann und auch als Speicher in einem intelligenten Stromnetz funktioniert.
Martin Schlobach: Genau, die Wärmepumpe ist quasi die Schnittstelle zwischen der Wärmeabgabe und den ganzen regenerativen Energien, die wir haben. Viele regenerative Energien, die wir haben, funktionieren mit Hilfe einer Wärmepumpe.
Andreas Kühl: Ok und jetzt mal zur Praxis. Woran kann ein Hausbesitzer erkennen, dass die Heizung zu alt ist und ausgetauscht werden muss? Du hattest ja dazu vorhin schon etwas angesprochen.
Martin Schlobach: Eigentlich ist es so: Wenn ein Hausbesitzer keine Unterlagen zu seiner Heizungsanlage hat, dann kann er auf dem Heizkessel nachsehen. Hier gibt es ein Typenschild mit den wichtigsten Daten zum Heizkessel, wo unter anderem auch das Baujahr des Kessels gefunden werden kann. Wenn der Kessel im Jahr 1984 oder davor aufgestellt oder eingebaut wurde, dann muss der Heizkessel bis Ende 2014 erneuert werden.
Andreas Kühl: 2014 oder 2015?
Martin Schlobach: Bis Ende 2014, ab 2015 darf er nicht mehr betrieben werden. Wenn man das Typenschild des Kessels nicht findet, kann man sich alternativ immer noch den Rat eines Fachmanns einholen.
Andreas Kühl: Was man noch machen kann, ist auch bei jüngeren Heizungen der hydraulische Abgleich. Was verbirgt sich dahinter?
Martin Schlobach: Bei einem hydraulischen Abgleich wird eigentlich nur das Fließverhalten vom Wasser im Heizungssystem verbessert. Das ist eigentlich sehr interessant für ältere Heizungsanlagen, bei neuen Heizungsanlagen ist der hydraulische Abgleich Pflicht. Aber wie gesagt, für ältere Heizungsanlagen ist das eine sehr interessante Maßnahme, die relativ viel Energie spart und die Anlage effizient macht.
Es wird quasi dafür gesorgt, dass alle Bereiche in einem Gebäude mit ausreichend Wärme versorgt werden und es keine über- und unterversorgten Bereiche gibt. Mit einem hydraulischen Abgleich wird also sichergestellt, dass die Heizungsanlage in Betrieb effizient läuft.
Durch die hydraulische Optimierung und der damit einhergehenden Effizienz wird gerade viel Energie gespart, denn durch ein verbessertes Fließverhalten kann das Wasser im System langsamer fließen, seine gespeicherte Wärme besser an die Räume abgeben und es spart dadurch Energie. Weiterhin kann die Heizungspumpe mit einer geringeren Leistung laufen und das spart ebenfalls noch einmal Strom.
Meine persönliche Erfahrung, die ich gemacht habe, zeigt, dass in einem Altbau ein Energieeinsparpotenzial von bis zu 13 % im Bereich der Wärmeenergie besteht. Diese Einsparung kann natürlich immer Schwanken, aber lohnen tut sich ein hydraulischer Abgleich nach meiner Auffassung immer.
Andreas Kühl: Interessant. Ist der hydraulische Abgleich etwas, wofür man auf jeden Fall einen Handwerker holen sollte?
Martin Schlobach: Es kommt natürlich immer darauf an: Zum einen auf die vorhandene Technik, die im Gebäude ist, und zum anderen, ob sich der Eigentümer einen hydraulischen Abgleich zutraut. Ich habe auf meinem Blog die Beitragsserie „Hydraulischen Abgleich selber machen“ geschrieben, in der ich eine Schritt-für-Schritt Anleitung zum hydraulischen Abgleich an dem Einfamilienhaus meines Bruders beschreibe.
Wer etwas handwerkliches Geschick mitbringt, einen Taschenrechner besitzt und Lust darauf hat einen hydraulischen Abgleich durchzuführen, kann meiner Meinung nach einen hydraulischen Abgleich selber machen – zumindest den rechnerischen Teil. Sollten dann ein paar Komponenten fehlen, kann man sich einen Handwerker holen, der baut diese dann ein und die Einstellung kann man anschließend auch selber durchführen.
Andreas Kühl: Gibt es denn noch andere Sachen, die ein Hausbesitzer machen kann, um die Heizung effektiver arbeiten zu lassen?
Martin Schlobach: Es gibt eine Menge gering-investiver Maßnahmen. Hier kommt es natürlich auch immer auf das Gebäude an, aber ich denke da zum Beispiel an dein Einbau einer effizienten und elektronisch geregelten Heizungspumpe, die Überprüfung der Regelparameter der Heizungsanlage, also beispielsweise wie sind die Absenkzeiten oder wie ist die Heizkurve eingestellt.
Dann natürlich im Nutzerverhalten, richtiges Lüften, also Stoßlüften anstelle von Kipplüftung, dann kann über die Heizungsregelung die Raumtemperatur reduzieren werden. Beispielsweise von 23 °C auf 21 °C, das muss allerdings jeder für sich selber entscheiden, wie er sich am wohlsten fühlt. Man sollte sich aber hier bewusst machen, dass man hier pro Grad Kelvin ungefähr 6 % an Wärmeenergie einspart. Als weitere Maßnahme lohnt sich auf jeden Fall das Dämmen von Heizungsrohren in nicht beheizten Bereichen.
Andreas Kühl: Ok gut! Da haben wir noch einige Tipps für die Hausbesitzer untergebracht. Du hattest dabei auch das Thema Heizungssteuerung angesprochen. Bei dem Trend zur intelligenten Heizungssteuerung ist die Frage, welches Potenzial diese haben und wo sie Sinn machen?
Martin Schlobach: Ich denke, dass intelligente Heizungssteuerungen ein wirklich großes Potenzial haben, da sie dem Hausbesitzer oder dem Mieter eine Menge Arbeit abnehmen und ihm bei richtiger Einstellung helfen auch wirklich viel Energie zu sparen. Hier gibt es aktuell viele hoffnungsvolle Systeme, die auch mit unterschiedlichen Herangehensweisen versuchen dem Nutzer einen optimalen Komfort zu bieten.
Da gehört zum Beispiel EnKey von Kieback&Peter dazu, welche mit Präsenzmeldern arbeiten oder zum Beispiel Tado, Alpha EOS, Controme und Nest, welche mit einer App-basierten Lösung arbeiten. Ich denke allerdings auch, dass die klassischen Anbieter aus dem Heizungsgewerk wie Oventrop, Danfos, Honeywell, oder Wilo und Grundfos in den nächsten Jahren auch noch nachziehen werden und mit entsprechenden Produkten auffahren könnten. Möglicherweise auch in Kooperationen untereinander.
Andreas Kühl: Auch einige Heizungshersteller wie Viessmann und Vailand haben glaube ich auch etwas im Angebot.
Martin Schlobach: Genau, ich denke hier wird noch eine Menge kommen. Hier muss man halt auch sehen, wie sich die Startups entwickeln und ob sie sich behaupten können, denn die Erfahrung der genannten Hersteller im Heizungsgewerk ist nicht zu unterschätzen. Und ich denke schon, dass dort in den nächsten Jahren noch was kommen wird.
Wo macht das Sinn ist eine wirklich interessante Frage, denn die App-basierten Heizungssteuerungen funktionieren meiner Meinung nach hauptsächlich im privaten Bereich. Es ist nämlich so, dass wenn wir ein Nutzungsgebäude oder ein Bürogebäude haben und mehrere 1000 Leute mit ihrem Handy rumrennen, dafür gibt es anscheinend noch nicht so die richtige Lösung. Ich bin gespannt, ob es da etwas gibt oder ob da was kommen wird. Hier denke ich, dass beispielsweise EnKey mit Präsenzmeldern schon auf dem richtigen Weg ist, was in Richtung Bürogebäude und Nutzungsgebäude geht.
Andreas Kühl: Die angesprochenen Lösungen sind ja auch häufig Einzellösungen, andere werden wieder integriert in ganze SmartHome Pakete, die es von verschiedenen Anbietern heute gibt.
Martin Schlobach: Genau. Im Großen und Ganzen würde ich aber sagen, dass in der intelligenten Heizungssteuerung ein enormes Potenzial für die Zukunft liegt, auf das wir uns auch freuen können. Spannend wird es in dem Bereich, was noch alles auf uns zukommt. Da bin ich halt auch gespannt drauf.
Andreas Kühl: Ja, ich auch und wie sich der gesamte Heizungsmarkt bewegen wird in den nächsten Jahren, ob wir höhere Austauschraten sehen werden und wie die Akzeptanz sein wird. Und ob sich auch andere Technologien durchsetzen werden als die konventionellen oder ob es so weitergehen wird.
Martin Schlobach: Zum Beispiel einen ganz anderen Ansatz hat Wilo mit ihrem System Geniax, wo der hydraulische Abgleich komplett wegfällt. Da ist an jedem Heizkörper eine kleine Heizungspumpe. Im Heizungsmarkt ist ganz viel Bewegung und es gibt ganz viele Ideen, wie man Gebäude mit Wärme versorgen kann. Und ich denke die klassischen Anbieter werden auch noch mit Lösungen kommen. Wilo gehört ja auch dazu, aber ich denke da wird noch ganz viel passieren.
Andreas Kühl: Ok. Vielen Dank für das Gespräch Martin! Es war sehr interessant und ich denke, dass die Hörerinnen und Hörer vielleicht etwas lernen konnten.
Martin Schlobach: Ja sehr gerne!
Andreas Kühl: Den Hörerinnen und Hörern vielen Dank fürs Zuhören, bis zum nächsten Mal. Tschüss!
Titelbild: Das Titelbild ist von Marcel Grieder und steht unter der Creative Commons Lizenz CC BY-2.0 – Link zum Foto: https://www.flickr.com/photos/thegrid-ch/4900485245/
An dem Bild wurden folgende Veränderungen vorgenommen: Farbtonsättigung, Kontrast- und Helligkeitsänderung, Bildzuschnitt
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