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Die ISH – Weltleitmesse für Bad, Gebäude-, Energie-, Klimatechnik und Erneuerbare Energien fand dieses Jahr wieder in Frankfurt am Main statt. Unter dem Deckmantel der Digitalisierung wurde von vielen namhaften Herstellern die Zukunft in der Heizungsbranche eingeleitet. Die Erwartungen waren entsprechend hoch und eine gewisse Vorfreude konnte deutlich verspürt werden.
Inhaltsverzeichnis
Die Digitalisierung der Heizungsbranche
Ein erster Rundgang über das Gelände bestärkte diesen Eindruck. Die großen Hersteller stellten sich auf der Messe in vollem Glanz dar. Die Nachricht „Wir sind für die Zukunft gewappnet!“ sollte jedem klar gemacht werden. Wer an diesem Slogan noch zweifelte, dem wurde die neueste App vorgestellt, die alles kann und auch auf Sprachsteuerung reagiert. Willkommen in der Zukunft, man kann jetzt wie auf Raumschiff Enterprise seinen Heizkessel per Sprachbefehl steuern: „Computer, wie hoch ist der Brennwertnutzen im Augenblick?“
Wer jetzt aufhorcht, tut dies zu Recht. Die Frage was Heizkessel mit der Zukunft zu tun haben, kann von den großen Kesselherstellern auf der ISH nicht befriedigend beantwortet werden. Das Design und die digitale Vernetzung werden immer wieder in den Vordergrund geschoben. Auch von „Hocheffizienz“ in der Brennwerttechnik ist die Rede.
Power to Gas wird an der einen oder anderen Stelle erwähnt. Es ist ein Wunschtraum vieler, dass aus überschüssigem Strom regenerativer Energien, Wasserstoff oder synthetisches Methan durch die Wasserelektrolyse in großem Stil gewonnen wird, um weiterhin Gasheizungen verkaufen zu können und bestehende Infrastrukturen zu nutzen. Bis diese Technologie jedoch effizient und massentauglich ist, werden noch Jahrzehnte vergehen.
Auch was die Brennstoffzelle angeht sind sich die Hersteller uneinig. Vaillant gab auf der ISH bekannt die Forschung an der Brennstoffzelle einzustellen, Viessmann konterte damit, sich von dieser Technologie großes Zukunftspotential zu versprechen. Auf die Frage welche Strategien zur Erreichung der Wärmewende verfolgt werden, gibt es keine Antworten oder nur vage Zukunftstheorien, die allerdings eher nach einer Ausrede klingen als nach einem schlüssigen Konzept.
Alles heiße Luft?
Enttäuschung macht sich breit und die einzigen die sich intensiv mit der Wärmewende auseinandersetzten sind die, die es eh schon seit Jahren machen. Die Zukunft der Heizungs- und Klimabranche wird nicht durch einen Internetanschluss, einer App und ein tolles Design eingeleitet.
Solange Technologien auf dem Markt sind, die man seit Jahren versucht als „Stand der Technik“ zu verkaufen, kann die Wärmewende nicht glücken.
Wäre die Mindestanforderung an die jahreszeitbedingte Raumheizungs-Energieeffizienz an Raumheizgeräte ≤ 70 kW durch die ErP Richtlinie für Heizungsanlagen nicht auf mindestens 86 % angehoben worden, würden die großen Heizgerätehersteller vermutlich immer noch Standard- und Niedertemperaturkessel verkaufen.
Affiliate-Link, Preise zuletzt aktualisiert am 27.03.2024. Angaben ohne Gewähr. / Bildquelle: Amazon Partnerprogramm
Zur Erinnerung: Ein Brennwertkessel kann unter optimalen Bedingungen eine jahreszeitbedingte Raumheizungs-Energieeffizienz von ca. 93 % erreichen. Man ist also nur knappe 7 Prozentpunkte von der Untergrenze der zulässigen jahreszeitbedingten Raumheizungs-Energieeffizienz entfernt.
Fazit zur ISH 2017
Die Digitalisierung der Heizungsbranche entpuppt sich als Ausrede für fehlende Technologien oder dem fehlenden Ehrgeiz der großen Heizgerätehersteller diese der breiten Masse zugänglich zu machen. Die Wärmewende ist bereits heute möglich, finanziell jedoch nicht für jeden erschwinglich.
Woran liegt diese Trägheit? Muss der Gesetzgeber einschreiten und die Anforderungen an die Effizienz noch drastischer anheben? Die Bequemlichkeit der Großen und die Tatsache, dass es der Branche gut zu gehen scheint, hängt wie ein Schleifstein am Gelingen der Wärmewende.
Energieblogger auf der ISH
Zum Glück habe ich noch ein paar Energieblogger auf der Messe getroffen, was zur enormen Verbesserung meiner Laune beigetragen hat. Hier mit Kerstin Bruns, Frank Urbansky und Andreas Kühl 🙂 .
Blogger-Runde beim #BDH auf der #ish17 mit @MartinSchlobach @_Kesselheld @EnWiPo pic.twitter.com/KEr54JQrfz
— Andreas Kuehl (@energynet) 16. März 2017
Alle weiteren Beiträge der Energieblogger zur ISH 2017 findet ihr hier:
- Andreas Kühl: Wo war die Wärmewende auf der ISH 2017?
- Katja Reisswig: Kommt die Wärmewende oder kommt sie nicht?
- Kesselheld: ISH 2017: Verändern Digitalisierung und Energiewende den Heizungsmarkt?
- Frank Urbansky: #ISH2017: Digitalisierung ja, aber bitte keinen Standard
- Energieheld: ISH2017 – Die Digitalisierung der kleinen Schritte
Ich hoffe ich konnte euch mit diesem Beitrag meinen Eindruck von der ISH 2017 zeigen. Falls ihr Fragen, Anregungen oder Kritik habt, freue ich mich auf eure Kommentare.
Liebe Grüße, Martin