Vom 19.05. – 21.05.2014 fanden die Berliner Energietage im Ludwig Erhard Haus – Berlin statt. Die Berliner Energietage gelten als die Leitveranstaltung zum Thema Energieeffizienz und so konnte ich auch dieses Jahr wieder vielen namhaften Referenten von verschiedenen Organisationen, Einrichtungen und Unternehmen zuhören. Diese präsentierten in verschiedenen Vorträgen und Veranstaltungen ihre neuesten Erkenntnisse, Forschungsergebnisse und Strategien für die Zukunft.
Inhaltsverzeichnis
In den meisten Vorträgen wurde deutlich, dass Deutschland eine Vorreiterrolle in den Bereichen Energieeffizienz und Klimaschutz einnehmen sollte und auch einnehmen kann. Die Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks fasste dies in zwei kurzen Sätzen zusammen: „Weil wir es können, müssen wir es tun“ und „Die, die in der Welt auf den Klimaschutz angewiesen sind, warten auf uns.“
Klimawandel und Energieeffizienz
Die große Frage, die in vielen Diskussionsrunden besprochen wurde, drehte sich um den Weg zu einer energieeffizienten und klimaneutralen Gesellschaft. Allein durch den effizienten Einsatz der Primärenergie könnten in Europa ca. 50 % eingespart werden. Dies entspricht einem monetären Betrag von ca. 500 Mrd. Euro. Diese Zahl zeigt wie viel Potenzial und Rentabilität im Bereich der Energieeffizienz liegen.
Auf den Berliner Energietagen stellten unter anderem die Städte Essen, Magdeburg und Delitzsch ihre Klimaschutzkonzepte und Nachhaltigkeitsstrategien vor und zeigten sehr gute Ergebnisse. Erreicht werden diese Ergebnisse durch Kooperationen in allen Bereichen, Fokus auf ein gemeinsames Leitbild, verlässliche Rahmenbedingungen aus der Politik, Förderung sowie Know-How und Innovationskraft. Gleichzeitig können diese Städte in ihrer Pionierfunktion schon heute auf Probleme hinweisen, die es in diesem Zusammenhang zu bewältigen gibt und tragen somit zu einem Lerneffekt für nachfolgende Städte bei.
Eines dieser Probleme wurde beispielsweise von der Berliner Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE angesprochen. Diese konnte beobachten, dass nach einer aufwendigen Sanierung von Gebäuden der Energieverbrauch nicht immer so stark gesenkt werden konnte wie prognostiziert. Nach vielen Versuchen stellte die HOWOGE fest, dass die Installation von Individualzählern für die einzelnen Mieter den größten Einfluss auf deren Umgang mit Energie hatte. Die Einsparungen waren enorm, als die Mieter erstmals sehen konnten, wie viel Geld sie für Strom und Wärme zahlen müssen. Die HOWOGE bezeichnete diese Entdeckung als größte Innovation der letzten Jahre im Wohnungsbau.
Dieses Beispiel zeigt, welchen Einfluss das Nutzerverhalten heute und auch noch künftig auf den Energieverbrauch eines Gebäudes oder gar auf eine Stadt haben wird. Die Städte der Zukunft sollen künftig wie ein Gehirn als intelligente und smarte Stadt agieren, welche die Strom- und Wärmeverbräuche intelligent regelt. Dazu formulierte Dr. Fritz Reusswig die Frage, wie dumm die Stadt oder seine Bürger dann noch sein dürfen und regte eine große Diskussion in der Veranstaltung „Smart City Berlin“ an.
Energiesuffizienz
Ein weiterer Schwerpunkt auf den Berliner Energietagen war die Energiesuffizienz, welche auf die Frage von Dr. Reusswig eine mögliche Teilantwort geben kann. Die Energiesuffizienz ist der Weg zu mehr Genügsamkeit im Umgang mit Energie. Es geht in diesem Fall nicht darum den Komfort einzuschränken, sondern darum, nur die Energie zu verbrauchen, die man wirklich benötigt. Als Beispiel lassen viele Mieter und Hausbesitzer das Licht und elektrische Geräte in Räumen angeschaltet, obwohl sie sich in einem anderen Raum aufhalten. Diese verbrauchte Energie in ungenutzten Räumen kann eingespart werden.
Ein weiterer Punkt im Haushaltsbereich ist die Auseinandersetzung mit den eigenen elektrischen Haushaltsgeräten. Welche elektrischen Geräte benötigt man wirklich und wenn ja in welcher Größe? Hier gilt es sein Nutzerverhalten ebenfalls anzupassen. Das Zitat des englischen Dichters Robert Browning „Weniger ist mehr” scheint hier treffend zu sein.
Mit Hilfe der Energiesuffizienz und der Energieeffizienz kann eine drastische Reduzierung des Energieverbrauchs und der damit zusammenhängenden CO2 Reduzierung gelingen. Aktuell liegt der durchschnittliche CO2 Verbrauch eines Bundesbürgers bei ca. 12 Tonnen CO2 pro Jahr, drei Tonnen CO2 pro Jahr und Mensch müssten in Deutschland erreicht werden um die gesteckten Klimaschutzziele zu erreichen. Dazu wurden unter anderem verschiedene Studien vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (IFEU) vorgestellt. Interessante Beiträge dazu findet man auch auf der Webseite des IFEU, wie beispielsweise Tschüss 5500-Watt-Gesellschaft! und Effizienz und Suffizienz.
Zum Thema Energiewende, Energiesuffizienz und Energiearmut wurde in diesem Zusammenhang von verschiedenen Seiten das Buch Energiewende. Aber fair!* empfohlen.
Verständlich kommunizieren
Ein weiterer wichtiger Schritt zu den gesteckten Zielen in den Bereichen Energieeffizienz, Energiesuffizienz und Klimawandel ist eine verständliche Kommunikation. Aktuell sind viele Energieberater, Handwerker und Ingenieure zu technisch, sodass sie von den Bauherren, Kunden und Laien meist nicht verstanden werden.
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Eine verständliche Kommunikation ist daher notwendig, damit Sinn und Nutzen von Maßnahmen und Bauvorhaben erkannt und verstanden werden. Prof. Timo Leukefeld geht sogar soweit und sagt, dass die verständliche Kommunikation ein ausschlaggebender Faktor für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ist. Die neueste und intelligenteste Technik bringt niemandem etwas, wenn sie nicht bedient und effizient eingesetzt werden kann.
Aktuelle Probleme
Als größte Probleme wurden auf den Berliner Energietagen die Darstellung der Energiewende und deren öffentliche Meinung gesehen. Die Energiewende wird derzeit als eine reine Stromwende wahrgenommen. Die Wärmeerzeugung und die Mobilität stehen derzeit im Hintergrund. In diesem Bereich ist demnach noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.
Eine weitere wichtige Frage dreht sich um die Energiespeicherung. Für die Zukunft ist es deshalb wichtig Technologien zu entwickeln, die in der Lage sind Energie über einen sehr langen Zeitraum zu speichern und abrufbar zu machen.
Highlights
Eines der größten Highlights war für mich das Grafik Recording von Gabriele Heinzel während der Veranstaltung zur Smart City Berlin. Hier hat die Künstlerin zu den jeweiligen Vorträgen live Stichpunkte in Form von Bildern aufgezeichnet und Zusammenhänge hergestellt (siehe Abbildungen 2 – 4). Die Bilder stellen ein tolles stilistisches Mittel dar, indem sie im Anschluss an einen Vortrag das Erzählte zusammenfassen.
Zu guter Letzt kann ich noch berichten, dass ich die Energieblogger Andreas Kühl, Katja Reisswig und Kilian Rufer auf den Berliner Energietagen getroffen habe. Wir haben uns über verschiedene Themen unterhalten und uns über den eigenen Stand der Energieblogger gefreut.
Fazit
Die Qualität der Vorträge auf den Berliner Energietagen war sehr gut und hat meine Erwartungen weit übertroffen. Auch die Vortragenden haben ihre Standpunkte mit viel Engagement dargelegt und konnten in ihrer Vortragsweise überzeugen. Bei meinem letzten Besuch auf den Berliner Energietagen im Jahr 2010 war ich da noch anderer Meinung. Die Berliner Energietage haben sich stark zum Positiven entwickelt und können sich meiner Meinung nach wirklich als Leitveranstaltung im Bereich der Energieeffizienz bezeichnen.
Das waren meine Eindrücke und ein kleiner Rückblick von den Berliner Energietagen 2014. Hier gibt es noch einen Link zum Videorückblick der Berliner Energietage 2014 auf Youtube. Falls ihr Fragen, Anregungen oder Kritik habt, nutzt die Kommentarfunktion.
Liebe Grüße! Martin
Weiterführende Links und Quellen:
Berliner Energietage
Energiesuffizienz
Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH
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