In der Heizungstechnik gibt es verschiedene Möglichkeiten das Heizungswasser von der Wärmequelle zu den Heizkörpern zu transportieren. Diese Transportmöglichkeiten werden “Wärmeverteilung” genannt.
Bei Zweirohr- und Einrohrheizungen gibt es drei typische Wärmeverteilsysteme: die obere Verteilung, die untere Verteilung und die horizontale Verteilung. In diesem Beitrag stelle ich euch die horizontale Verteilung vor.
Inhaltsverzeichnis
Die horizontale Verteilung ist eine Möglichkeit die Anzahl der Strangleitungen sowie die Wärmeverluste zu reduzieren. Bei der horizontalen Verteilung wird das Heizwasser über eine zentrale Strangleitung in die jeweilige Etage des Gebäudes transportiert und anschließend verteilt.
Das Heizwasser fließt somit in ein waagerechtes Verteilnetz in die Heizkörper. Nachdem das Heizwasser die Heizkörper passiert hat, fließt das abgekühlte Heizwasser über eine zentrale Rücklaufleitung zurück zum Wärmeerzeuger und wird erneut erwärmt.
Die Verteilnetze können unterschiedliche Anordnungen haben und werden nachfolgend vorgestellt. Hier ist anzumerken, dass aufgrund der Anordnung der Heizkörper keine Schwerkraftheizung in Frage kommen kann, da der benötigte Umtrieb für das Heizwasser nicht zustande kommt. Die horizontale Verteilung eignet sich somit nur für Pumpenheizungen.
Zweirohrheizung
Horizontale Verteilung – ringförmige Anordnung
Bei der ringförmigen Verteilung wird das Heizwasser in die jeweilige Etage oder den jeweiligen Bereich eines Gebäudes transportiert und in einer Ringleitung zu den Heizkörpern verteilt. Die Rücklaufleitung verläuft dabei meist parallel zur Vorlaufleitung (siehe Abbildung 1).
Die Geschlossleitungen können in der Trittschalldämmung unter dem Estrich, in Fußleisten oder frei vor der Wand verlegt sein. Bei größeren Etagen können Wanddurchbrüche erforderlich sein.
Vorteil: die vergleichsweise geringeren Materialkosten bei der Installation.
Nachteil: der zunehmende Druckabfall nach jedem Heizkörper sorgt dafür, dass die hydraulischen Gegebenheiten sorgfältig berechnet sein müssen, um auch den letzten Heizkörper im Ring mit ausreichen Wärme zu versorgen.
Horizontale Verteilung – Tichelmann System
Bei der Verteilung nach dem Tichelmann System wird das Heizwasser in die jeweilige Etage oder den jeweiligen Bereich eines Gebäudes transportiert und dann zur den Heizkörpern verteilt. Dabei haben Vor- und Rücklauf die gleiche Fließrichtung.
Das Tichelmann System benötigt eine ordentliche Planung, da das System in sich ein hydraulisch abgeglichenes System darstellt. Es benötigt somit keine voreinstellbaren Ventile oder Differenzdruckregler für einen hydraulischen Abgleich (in einem nachfolgenden Artikel erkläre ich die Funktion des Tichelmann Systems).
Vorteil: keine hydraulische Optimierung notwendig, da das System in sich abgeglichen ist
Nachteil: vergleichsweise höhere Materialkosten bei der Installation sowie genaue Planung erforderlich, keine Erweiterung möglich
In Abbildung 2 ist ein Tichelmann System in ringförmiger Anordnung zu sehen. In dieser Variante können die Leitungen ebenfalls in einer Trittschalldämmung unter dem Estrich, in Fußleisten oder frei vor der Wand verlegt sein. Auch Wanddurchbrüche können erforderlich sein.
Affiliate Link, Preise zuletzt aktualisiert am 1.10.2023. Angaben ohne Gewähr. / Bildquelle: Amazon Partnerprogramm
Horizontale Verteilung – zentrale Anordnung
Bei der zentralen Verteilung wird das Heizwasser in die jeweilige Etage oder den jeweiligen Bereich eines Gebäudes transportiert und über eine zentrale Geschossleitung zu den Heizkörpern geleitet (siehe Abbildung 3).
Die Leitungen verlaufen hier meist in abgehangenen Decken oder im Fußboden, sodass Wanddurchbrüche vermieden werden können.
Vorteil: geringere Materialkosten bei der Installation
Nachteil: die hydraulischen Gegebenheiten müssen stimmen, da die Druckverluste über den jeweiligen Heizkörpern sehr unterschiedlich sein können
Horizontale Verteilung – sternförmige Anordnung
Bei der sternförmigen Verteilung wird das Heizwasser in die jeweilige Etage oder den jeweiligen Bereich eines Gebäudes transportiert und über einen zentralen Verteiler (ein Verteiler pro Etage) getrennt zu den Heizkörpern geleitet (siehe Abbildung 4).
Vorteil: geringer Druckabfall aufgrund der guten Druckverteilung über den Verteiler.
Nachteil: erhöhter Materialaufwand während der Installation.
Einrohrheizung
Bei der Einrohrheizung kommt in der horizontalen Verteilung meist eine durchgehende Ringleitung zum Einsatz. Das Heizwasser wird von der Wärmequelle zur jeweiligen Etage transportiert und dort in einem Ring zu den jeweiligen Heizkörpern verteilt (siehe Abbildung 5).
Die Heizwassertemperatur kühlt sich dabei nach jedem Heizkörper etwas ab, sodass die nachfolgenden Heizkörper größer ausgelegt werden müssen, um die benötigte Wärmeleistung zu liefern.
Das hat zur Folge, dass die Heizkörper mit den jeweiligen Mischtemperaturen der jeweils vorherigen Heizkörper berechnet werden und somit jeder Heizkörper eine individuelle Vor- und Rücklauftemperatur hat. In der Nachfolgenden Abbildung sehen wir eine Einrohrheizung mit Ringleitung und Nebenanschlussschaltung.
Vorteil: geringe Materialkosten bei der Installation und montagefreundlich
Nachteil: aufwendige Planung; empfindliches System, da bei Ausfall eines Heizkörpers die nachfolgenden Heizkörper nicht die berechnete Leistung erhalten und über- oder unterversorgt sein können, systembedingter höherer Energieverbrauch
Ich hoffe ich konnte euch mit diesem Beitrag die “horizontale Verteilung” als Wärmeverteilsystem etwas näher bringen. Falls Ihr Fragen, Anregung oder Kritik habt, nutzt die Kommentarfunktion.
Liebe Grüße, Martin
Weiterführende Links und Quellen:
Recknagel – Taschenbuch für Heizung und Klimatechnik
Handbuch der Gebäudetechnik – Band 2
Delta Q – Wärmeverteilsysteme
Beitrag bewerten und teilen: