Berechnung von alten Heizkörpern im Bestand

von | Aktualisiert am 19.11.2021 | 40 Kommentare

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In diesem Artikel zeige ich euch wie ihr die Leistung bestehender und alter Heizkörper berechnen könnt. Dieser Artikel baut auf Schritt 4: Berechnen der Heizkörperleistung der Serie „Hydraulischen Abgleich selber machen“ auf. Als Berechnungsgrundlage dient der Bericht von DeltaQ – Heizflächenarten (Recknagel Sprenger).

Beispielrechnungen von alten Heizkörpern im Bestand

Wichtig: Der Umrechnungsfaktor für die Heizkörpernormleistung basiert auf der Systemtemperatur 75/55/22 und beträgt 0,847.

Wie ihr den Umrechnungsfaktor der Heizkörpernormleistung für eure Systemtemperatur berechnen könnt, steht im folgenden Artikel unter: Umrechnungsfaktor für Heizkörpernormleistung ermitteln.

Berechnung eines Flachheizkörpers

Beispielrechnung für Flachheizkörper mit folgenden Maßen:

  • Heizkörpertyp: Ventilheizkörper PKP 22
  • Tiefe: 100 mm
  • Höhe: 500 mm
  • Breite: 1200 mm

Zunächst gehen wir in den Bericht von DeltaQ – Heizflächenarten (Recknagel Sprenger) und suchen nach der Tabelle mit den Normwärmeleistungen für senkrecht profilierte Flachheizkörper. Diese befindet sich in unserem Beispiel auf Seite 6 – Tafel 2-1 (siehe Abbildung 1).

Beispeilrechnung Flachheizkörper, Quelle der Tabelle: DeltaQ – Heizflächenarten (Recknagel Sprenger)
Abbildung 1: Beispielrechnung Flachheizkörper, Quelle der Tabelle: DeltaQ – Heizflächenarten (Recknagel Sprenger)

Wenn wir den Daten in Abbildung 1 folgen, ergeben sich eine Heizleistung von 1461W/m und ein Heizkörperexponent von 1,29.

Die Normwärmeleistung bezieht sich auf Watt pro Meter [W/m], sodass wir die Heizkörperbreite B[m] von 1,2 m bei der Berechnung berücksichtigen müssen. Es ergibt sich daraus folgende Formel:

    \[\boxed{\dot Q_{Betrieb}=\dot Q_{Norm} \cdot0,847^n \cdot B}\]

    \[\boxed{\dot Q_{Betrieb}=1461W/m \cdot 0,847^{1,29} \cdot 1,2m=\underline{\underline{1415W}}}\]

Der Flachheizkörper hat bei der Systemtemperatur 75/55/22 eine Leistung von 1415W.

Berechnung eines Gliederheizkörpers

Beispielrechnung für Gliederheizkörper mit folgenden Maßen:

  • Heizkörpertyp: Gussradiator
  • Heizmedium: Wasser
  • Tiefe: 110 mm
  • Höhe: 580 mm
  • Gliederanzahl: 15

Zunächst gehen wir in den Bericht von DeltaQ – Heizflächenarten (Recknagel Sprenger) und suchen nach der Tabelle mit den Normwärmeleistungen für Gussradiatoren. Diese befindet sich in unserem Beispiel auf Seite 8 – Tafel 3-1 (siehe Abbildung 2).

Beispeilrechnung Gliederheizkörper, Quelle der Tabelle: DeltaQ – Heizflächenarten (Recknagel Sprenger)
Abbildung 2: Beispielrechnung Gliederheizkörper, Quelle der Tabelle: DeltaQ – Heizflächenarten (Recknagel Sprenger)

Wenn wir den Daten in Abbildung 2 folgen, ergeben sich eine Heizleistung von 69W/{Glied} und ein Heizkörperexponent von 1,3.

Die Normwärmeleistung bezieht sich auf Watt pro Glied [W/{Glied}], sodass wir die Anzahl der Glieder n_{Glied} von 15 bei der Berechnung berücksichtigen müssen. Es ergibt sich daraus folgende Formel:

    \[\boxed{\dot Q_{Betrieb}=\dot Q_{Norm} \cdot0,847^n \cdot n_{Glied}}\]

    \[\boxed{\dot Q_{Betrieb}=69W/{Glied} \cdot 0,847^{1,3} \cdot 15=\underline{\underline{834W}}}\]

Der Gliederheizkörper hat bei der Systemtemperatur 75/55/22 eine Leistung von 834W.

Berechnung eines Rohrradiators

Beispielrechnung für einen Rohrradiator mit folgenden Maßen:

  • Heizkörpertyp: Stahlrohrradiator
  • Tiefe: 105 mm
  • Höhe: 300 mm
  • Gliederanzahl: 18
  • Rohre pro Glied: 3

Zunächst gehen wir in den Bericht von DeltaQ – Heizflächenarten (Recknagel Sprenger) und suchen nach der Tabelle mit den Normwärmeleistungen für Stahlradiatoren. Diese befindet sich in unserem Beispiel auf Seite 9 – Tafel 4-1 (siehe Abbildung 3).

Beispielrechnung Rohrradiatoren, Quelle der Tabelle: DeltaQ – Heizflächenarten (Recknagel Sprenger)
Abbildung 3: Beispielrechnung Rohrradiatoren, Quelle der Tabelle: DeltaQ – Heizflächenarten (Recknagel Sprenger)

Wenn wir den Daten in Abbildung 3 folgen, ergeben sich eine Heizleistung von 31W/{Glied} und ein Heizkörperexponent von 1,3 (befindet sich am Ende der Tabelle).

Die Normwärmeleistung bezieht sich auf Watt pro Glied [W/{Glied}], sodass wir die Anzahl der Glieder n_{Glied} von 18 bei der Berechnung berücksichtigen müssen. Es ergibt sich daraus folgende Formel:

    \[\boxed{\dot Q_{Betrieb}=\dot Q_{Norm} \cdot0,847^n \cdot n_{Glied}}\]

    \[\boxed{\dot Q_{Betrieb}=31W/{Glied} \cdot 0,847^{1,3} \cdot 18=\underline{\underline{450W}}}\]

Der Stahlrohrradiator hat bei der Systemtemperatur 75/55/22 eine Leistung von 450W.

Berechnung eines Konvektors

Beispielrechnung für einen Konvektor mit folgenden Maßen:

  • Heizkörpertyp: Standardkonvektor
  • Tiefe: 134 mm
  • Höhe: 210 mm
  • Breite: 1300 mm
  • Rohrreihen: 3
  • Im Bodenkanal mit Gitterabdeckung

Zunächst gehen wir in den Bericht von DeltaQ – Heizflächenarten (Recknagel Sprenger) und suchen nach der Tabelle mit den Normwärmeleistungen für Konvektoren. Diese befindet sich in unserem Beispiel auf Seite 16 – Tafel 6-1 (siehe Abbildung 4).

Beispielrechnung Konvektor, Quelle der Tabelle: DeltaQ – Heizflächenarten (Recknagel Sprenger)
Abbildung 4: Beispielrechnung Konvektor, Quelle der Tabelle: DeltaQ – Heizflächenarten (Recknagel Sprenger)

Wenn wir den Daten in Abbildung 4 folgen, ergeben sich eine Heizleistung von 1195W/m, ein Heizkörperexponent von 1,35 sowie der Hinweis einer Reduzierung der Heizleistung um 35\% bei Anordnung im Bodenkanal mit Gitterabdeckung.

Die Normwärmeleistung bezieht sich auf Watt pro Meter [W/m], sodass wir die Heizkörperbreite B[m] von 1,3 m bei der Berechnung berücksichtigen müssen. Weiterhin müssen wir eine Leistungsminderung von 35\% in Kauf nehmen. Es ergibt sich daraus folgende Formel:

    \[\boxed{\dot Q_{Betrieb}=\dot Q_{Norm} \cdot0,847^n \cdot B \cdot (1-0,35) }\]

    \[\boxed{\dot Q_{Betrieb}=1195W/m \cdot 0,847^{1,35} \cdot 1,3m \cdot 0,65 =\underline{\underline{807W}}}\]

Der Konvektor hat bei der Systemtemperatur 75/55/22 im Bodenkanal mit Gitterabdeckung eine Leistung von 807W.

Berechnung der Fußbodenheizung

Wenn keine Daten zur Leistungsermittlung einer Fußbodenhzeigung vorhanden sind, können wir die Heizleistung über die Raumlast ermitteln. Diese Vorgehensweise wird vom Bundesverband Flächenheizung und Flächenkühlung e.V. (BVF) vorgeschlagen. Diese Empfehlung stammt aus dem Leitfaden für den überschlägigen hydraulischen Abgleich von bestehenden Fußbodenheizungen des BVF.

Demzufolge brauchen wir nur die Heizlast eines Raumes ermitteln und haben gleichzeitig die Leistung der Fußbodenheizung berechnet. Wie ihr die Heizlast berechnen könnt, erfahrt ihr in meinem Beitrag zur Heizlastberechnung.

Falls ihr Fragen, Anregungen oder Kritik habt, nutzt die Kommentarfunktion.

Übersicht zur Serie “Hydraulischen Abgleich selber machen”:

Zugehörige Beiträge außerhalb der Beispielserie:

WICHTIG: Bevor ihr mit der Durchführung des hydraulischen Abgleichs beginnt, weise ich euch darauf hin, dass die hier geschilderten Arbeitsweisen auf meinen persönlichen Erfahrungen und  Gedankengängen basieren. Das Ausprobieren und das Implementieren der beschriebenen Vorgehensweisen erfolgt ausschließlich auf eigene Verantwortung und Gefahr. Ich übernehme keine Verantwortung. Weiterhin empfehle ich euch die berechneten Werte immer von einem Fachhandwerker oder einem Ingenieurbüro prüfen zu lassen. Denn auch wenn der hier beschriebene Weg einfach erscheint, können sich immer wieder Rechenfehler einschleichen.

Wenn ihr keinen Fachbetrieb in eurer Nähe kennt, könnt ihr unter dem folgenden Link kostenlos und unverbindlich bis zu 5 Angebote von Fachfirmen aus eurer Region anfordern: Heizungsfachbetriebe finden.

Liebe Grüße! Euer Martin

Weiterführend Links und Quellen:
DeltaQ – Heizflächenarten (Recknagel Sprenger)
Leitfaden für den überschlägigen hydraulischen Abgleich von bestehenden Fußbodenheizungen

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Martin-SchlobachHallo, ich bin Martin, ein leidenschaftlicher Ingenieur aus dem Bereich der Gebäude- und Versorgungstechnik. Wer ich bin und warum ich diesen Blog schreibe, erfahrt ihr hier.

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